4.4 Atompolitik in Ahaus
1977 kommt Ahaus das erste Mal als Standort für ein Zwischenlager ins Gespräch. Darauf wird die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" gegründet.
1979 genehmigt Ahaus den Antrag.
1983 hohlt sich Ahaus die Baugenehmigung für den Bau des Zwischenlagers und ein beginnt ein Jahr später mit dem Bau.
1985 stoppt das Oberverwaltungsgericht den Bau.
1989 wird der Baustopp wieder aufgehoben.
1990 ist die Anlage fertig.
1992-1995 kommen aus dem stillgelegten Thorium-Hochtemperaturreaktor Hamm-Uentrop Castor nach Ahaus.
1996 hohlt sich Ahaus die Atomrechtliche Genehmigung zum Bau einer zweiten Halle zur Lagerung schwacher- und mittelradioaktiver Abfälle.
1997genehmigt das Bauamt für Strahlungsschutz die Kapazitätserweiterung der bestehenden Zwischenlagerhalle von 1500auf fast 4000 Tonnen Schwermetall durch die Verwendung neuer Castortypen.
Am 25 März 1997 rollen sechs Castorbehälter aus Gundremmingen und Neckarwestheim nach Ahaus, die von tausenden von Demonstranten empfangen werden. Bis dahin waren bereits 57 Castortransporte mit 305 Castorbehältern unbehelligt nach Ahaus gerollt. Im Mittelpunkt des Transportes stand der Auftritt und die Mitdemonstration der Toten Hosen.
Der angekündigte "geordnete und sichere Ausstieg" aus der Kernenergie wird von Tag zu Tag unordentlicher und unsicherer. Die Stromkonzerne lehnen die von der Regierung beschlossene Novelle des Atomgesetzes kategorisch ab, weil sie um die Restlaufzeiten ihrer einträglichen Meiler fürchten. Schon bald wollen die Cogema in La Hague und die British Nuclear Fuels (BNFL) in Sellafield Hunderte Tonnen deutschen Atommülls zurückschicken. Um das niedersächsische Zwischenlager Gorleben rüsten sich bereits in Bonn die Bürgerinitiativen zum Protest.
Aber wohin mit dem hochradioaktivem Müll?
Mögliche Stationen der direkten Endlagerung nach einem Stopp der Wiederaufarbeitung.
1. Brennelemente werden bis zu sieben Jahre lang in den Atomreaktoren "verheizt". Danach reduziert sich während der mehrmonatigen Lagerung in Abklingbecken ihre Aktivität auf ein Bruchteil.
2. In Ahaus und in Gorleben gibt es ein Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle. Es wird darüber diskutiert ob es möglich ist, direkt bei den Kernkraftwerken Zwischenlager zu bauen.
3. Nach jahrzehntelanger Lagerung erst kann hochradioaktiver Abfall für die Endlagerung präpariert werden. Eine Pilotanlage steht in Gorleben kurz vor der Fertigstellung.
4. Und derzeit steht der Salzstock in Gorleben als Endlager hochradioaktiven Mülls zur Diskussion.
Das in den Wiederaufarbeitungsanlagen gewonnene Plutonium wird in Oxidform mit dem Uranbrennstoff vermischt. Die Mox-Brennelemente gehen zurück an die Kernkraftwerke. Nach Ende der Mox-Fabrikation im hessischen Hanau 1991 produzieren in Europa nur noch Anlagen in Frankreich, Belgien und Großbritannien diese Brennelemente.
Abgebrannten Brennelementen wird Uran und Plutonium entzogen. Bei der Wiederaufarbeitung fällt außerdem radioaktiver Abfall an. Durch die Transporte der letzten Jahre sind Sellafield und La Hague de facto Zwischenlager für die deutsche Atomindustrie geworden. In La Hague lagern einige tausend, in Sellafield mehrere hundert Tonnen deutsches Material. Als Alternative zur Wiederaufarbeitung ist an diesen Standorten die Konditionierung als Vorbereitung auf die spätere Endlagerung denkbar.