Projekt der Kaufmännischen Schulen verbindet Theorie und Praxis

Betriebspraktika finden eine durchweg positive Resonanz

Münsterland Zeitung, 97-11-21

Ahaus (ela) - Eine Präsentation ihrer Erfahrungen und Eindrücke während eines dreiwöchigen Betriebspraktikums haben die Schülerinnen und Schüler der Handelsschul-Oberstufen (kurz HO1 und HO2 genannt) aus Ahaus und Gronau am Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt.

"Es ist unsere Absicht, regelmäßige Betriebspraktika und Betriebsbesichtigungen zu einem festen Bestandteil der zweijährigen Handelsschulausbildung werden zu lassen und zwar in allen Handelsschulen von NRW", erläutert Reinhard Tenbrock, der Abteilungsleiter der Ahauser Schule, das Ziel, das hinter dem Projekt steht.

Zum zweiten Mal in Folge absolvierten die angehenden Kaufmänner und -frauen der Ahauser und Gronauer Handelsschulen ein solches Praktikum in den unterschiedlichsten Betrieben der näheren Umgebung und konnten in der Zeit vom 27. Oktober bis 14. November reale "Arbeitsluft" schnuppern.

"Kleinere Probleme und Unfeinheiten, die während des Pilotversuchs im letzten Jahr noch auftraten, konnten wir in diesem Jahr schon vermeiden oder verbessern und sind sowohl mit der Durchführung als auch mit der Form der Auswertung mehr als zufrieden. Darin bestärken uns auch die allgemein positiven Rückmeldungen der Betriebe, in denen unsere Schüler tätig waren", faßt Heinz-Joachim Barsikow vom Projektteam zusammen.

Das Projekt "Betriebspraktikum", zur Zeit noch einzigartig in Nordrhein-Westfalen, entstand in Zusammenarbeit mit mehreren außerschulischen Partnern. Dazu gehören unter anderem die beteiligten Ausbildungsbetriebe, das Arbeitsamt sowie der Arbeitskreis Schule und Wirtschaft.

Die Einbeziehung der Ausbildungsbetriebe in die Lehrplanung soll einen Beitrag zur Entwicklung des Schulprogramms leisten. Dadurch, daß die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit bekommen, ihr erlerntes theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen, erhalten sie die Möglichkeit festzustellen, ob der von ihnen gewählte Berufsweg der richtige für sie ist, oder ob es sinnvoller wäre, sich beruflich anders zu orientieren.

Zum anderen erhofft das Projektteam auch eine Hilfe bei der Lehrstellenfindung, denn ein Betrieb werde eher einen Lehrling einstellen, von dessen guter Arbeit er sich während eines Praktikums überzeugen konnte, als einen ihm völlig unbekannten.

Der Tenor unter den Schülern ist jedenfalls durchweg positiv, denn die Betreuung im Betrieb wurde überwiegend als ausgezeichnet empfunden. "Ich war in einer Anwaltskanzlei in Stadtlohn und konnte dort auch Arbeiten machen, die mir vorher fremd waren", bestätigt Jenny aus Vreden. Einziger Nachteil für sie: "Der Computer war fast dauernd besetzt, so daß ich nur selten daran arbeiten konnte." Dennoch hat sich ihr Entschluß, Rechtsanwaltsgehilfin zu werden, durch das Praktikum weiter gefestigt.

Insgesamt eine zufriedenstellende Gesamtbilanz des Projekts, das, so Tenbrock, "hoffentlich schon bald ein fester Bestandteil der Ausbildung sein wird".


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