Münsterlandzeitung, 99-11-18

Erster Gottesdienst "mitten im Jahr" an den drei Kollegs / Neuer Pfarrer

Was hat Christentum gebracht?

Ahaus (sy-) - „2000 Jahre Christentum - was hat es gebracht?" Diese Frage stand am gestrigen Buß- und Bettag im Zentrum des ersten gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst für alle Schüler der drei Berufskollegs des Kreises Borken in Ahaus.

Gottesdienste standen bis-lang lediglich zur Feier des Schulabschlusses auf dem Programm. „Ich freue mich daher, dass bei dem ersten Gottesdienst-Angebot an einem normalen Schultag die Resonanz gleich derart groß war", betont Achim Riggert, Pfarrer im Entsendungsdienst und seit August zuständig für den evangelischen Religionsunterricht an den drei Kollegs. Der 41-jährige gebürtige Bielefelder, der zuvor als Forschungsbeauftragter am sozialwissenschaftlichen Institut der EKD in Bielefeld tätig war, ist nach Absprache mit den Schulleitern optimistisch, dass der ökumenische Gottesdienst am Buß- und Bettag eine „feste Institution" werden könnte. Das würde nicht nur dem Zusammenhalt der Schulgemeinde dienlich sein, sondern auch den als gesetzlichen Feiertag abgeschafften Buß- und Bettag aufwerten.

Berufsschüler hatten an der Gestaltung des Gottesdienstes - sowohl musikalisch als auch inhaltlich - mitgewirkt. Zuerst der Blick in die Vergangenheit: Exemplarisch für die Kirchengeschichte, die auch eine Gewaltgeschichte sei, griffen Riggert und die Schüler die Themen Hexenverfolgung und Mitmischen der Kirche im Nationalsozialismus auf - nicht ohne aber auch auf den christlich motivierten Widerstand Einzelner hinzuweisen.

Beim Blick in die Gegenwart focussierte Pfarrer Riggert die zunehmende Gewaltbereitschaft junger Menschen in der Gesellschaft - von den Amok-Läufen in amerikanischen Schulen bis zum Blutbad in Bad Reichenhall. Und die Zukunft? Superintendent Krebs appellierte an jeden Einzelnen, bei der Verbesserung der Situation nicht auf Initiativen von außen zu warten, sondern selbst anzufangen.


Home