Dies ist das Archiv vom Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung Ahaus. 
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Im Gegensatz zu Deutschland lassen sich einige Unterschiede finden. Dazu gehört beispielweise, dass die Iren scheinbar eine ganz andere Mentalität aufweisen als Deutsche. Sie scheinen stets bestens gelaunt zu sein und ihre Arbeit wirklich gerne auszuführen. In einem kleinen Supermarkt zum Beispiel haben die Angestellten stets gelächelt und dieses Lächeln kam immer ehrlich und echt rüber, ohne auf irgendeine Weise gekünstelt zu sein. Auch machen sich die arbeitenden Personen dort keinen Stress, sondern erledigen ihre Arbeit in ihrer eigenen Geschwindigkeit und auch sonst werden sie, wie ich es wahrgenommen habe, weder von  Kollegen noch von  den Vorgesetzten unter Druck gesetzt. Dies fällt ganz  besonders in den Supermärkten auf, wenn man sich bei der Kasse anstellt.

Die Kassierer schienen gar nicht wahrzunehmen, wie lang die Schlange schon geworden ist. In Deutschland würde noch schneller gearbeitet werden, als sowieso schon gearbeitet wird, und es würde eine zusätzliche Kasse geöffnet werden. Aber auch im Verhalten der Kunden sind Unterschiede festzustellen. Sie scheint es nicht zu stören, wenn sich nicht sofort um sie gekümmert wird, es wird hingenommen wie die Situation gerade ist, auch wenn man mal warten muss. In Deutschland ist die Kundschaft gleich genervt, weil Deutsche ständig unter Stress stehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob bei der Arbeit oder auch privat.

Meine Gastfamilie war keine Familie, wie man sie sich vorstellt, wenn man das Wort „Familie“ hört, weil es sich hierbei um eine alleinstehende Frau handelte, die mehrere Schüler und Studenten in ihrem Zuhause aufnimmt. Im Prinzip ist es eine sich ständig verändernde Familie mit stetig neuen Mitgliedern. Zu Beginn, als ich dort angekommen war, lebten dort 4 weitere Mädchen, die alle aus unterschiedlichen Ländern angereist waren. Sie kamen aus der Türkei, Chile, Italien und Korea, also aus der ganzen Welt. In der Zeit, die ich dort lebte, reisten diese Schüler wieder ab und andere kamen an, um selbst eine Zeit im Ausland zu leben. Im Unterschied zu mir gingen alle anderen Schüler und Studenten zu einer Sprachschule und besuchten dort Kurse, hatten daher auch mehr miteinander zu tun, als ich es hatte. Ich kam meist wieder nach Hause als die anderen Mädchen schon wieder in das Center gefahren waren, um den Abend zu genießen. Die Gastmutter war aber sehr freundlich und hat sich auch um jeden gleichermaßen gekümmert. Sie war stets interessiert, was man den Tag über erlebt hatte und wollte, dass es uns gut geht und wir uns wie zu Hause fühlen. Sie hat sich regelmäßig erkundigt, ob auf der Arbeit alles gut war oder ob es Probleme gab. Auch haben wir einige ihrer Enkel und auch einen Teil ihrer eigenen Kinder kennengelernt, die zwischendurch zu Besuch kamen. Wenn sie sich untereinander unterhalten haben, hat man aber schon deutlich gemerkt, dass Helena, meine Gastmutter, langsamer redete als ihre Verwandten. Meine Vermutung ist, dass sie sich angewöhnt hat, langsamer zu sprechen, weil auch Schüler bei ihr wohnen, die erst angefangen haben Englisch zu lernen.

Mein Praktikumsbetrieb heißt „Real Nation“ und war nahe des Centers von Dublin gelegen. Jeden Morgen musste ich den Bus ein paar Minuten vor 8 Uhr nehmen und ca. eine halbe Stunde mit dem Bus fahren. Im Center angekommen, musste ich noch 15 Minuten zu Fuß gehen.  Trotzdem war ich jeden Morgen zu früh da, doch meistens waren schon 1-2 Kollegen vor mir da. Manchmal jedoch kam es vor, dass ich warten musste, bis jemand mir die Tür zum Büro öffnete. Das Unternehmen ist noch sehr jung und dort arbeiten etwa 35 Personen in unterschiedlichen Bereichen.  Das Unternehmen war aufgeteilt in die Rezeption, wo ich eingeteilt war, die Promotionsabteilung, Umwelt, Bildung und die Führungsebene, die aus zwei Personen besteht. Mein Ansprechpartner war Graham Buggy, der die Position des Head of Operation hat. Jedoch war Lydia, mit der ich zusammen an der Rezeption arbeitete, ebenfalls eine Art Bezugsperson. Sie erklärte mir, was zu meinen Aufgaben gehörte, wie alles funktionierte und was in welchen Situationen zu tun war. Zu meinen Aufgaben gehörte das Überprüfen des gelagerten Bürobedarfs, zum Beispiel was wieder bestellt werden musste. Zudem war ich verantwortlich für eingehende Bewerbungen, die gedruckt und für die bessere Übersicht geordnet und eingeheftet werden mussten. Außerdem musste ich Details von eingegangenen Rechnungen in Exceltabellen eintragen und danach nach Jobnummern sortiert in Order einheften. Besonders in der Woche, als Lydia in Urlaub war, hat sich mein Aufgabenbereich erweitert. In der Zeit musste ich ebenfalls Telefonate von anderen Arbeitskollegen entgegen nehmen, was sich anfangs als eine Herausforderung herausstellte. Am Telefon ist es noch schwerer die Kollegen akustisch zu verstehen, da sie oftmals nicht daran gedachten hatten, dass Lydia nicht da war und ich noch dabei bin, Englisch zu lernen und auch das Gesprochene zu verstehen. Doch nach einiger Zeit hatten wir uns alle daran gewöhnt, dass ich nur bedingt helfen konnte und nicht den großen Überblick über das ganze Unternehmen habe. Auch habe ich mich an den Akzent der Kollegen gewöhnt. Ebenfalls hatte ich die Verantwortung, den Meetingraum für bevorstehende Meetings vorzubereiten, also saubere Gläser und  Wasser zur Verfügung stellen und manchmal, je nach Anordnung, auch Gebäck oder Brötchen.  Zudem mussten sich die Klienten, die mit anderen Kollegen sprechen mussten, in ein Besucherbuch eintragen und ich bot ihnen Tee oder Kaffee an.

Während des Praktikums habe ich, auch dank einer freiwilligen internen Fortbildung, gelernt, welche nützlichen Funktionen des Programms Excel besonders häufig genutzt werden und ebenfalls praktisch für Schule und Studium sein können. Zusätzlich habe ich, durch den ständigen Umgang mit Kunden und Kollegen, gelernt, wie man freundlich auf wichtige Dinge hinweist und sie um etwas bittet und generell mit ihnen umgeht, was unter Umständen eine schwierige Situation werden kann. Außerdem habe ich jetzt einen Einblick, welche Möglichkeiten es gibt Geschäftspapiere zu sortieren und in Ordnung zu halten.

Meine Kollegen waren alle sehr freundlich und hatten Verständnis, wenn ich nicht auf Anhieb verstanden habe, was meine Aufgabe war und was ich machen sollte. Auch habe ich bemerkt, dass die Kollegen mit mir langsamer sprachen als unter sich.

Ich habe dort so viele schöne Erfahrungen gemacht, allein schon dass ich so tollen Kollegen kennenlernen und mit ihnen zusammenarbeiten durfte. Sie haben mich sehr herzlich in ihrem Team aufgenommen und es war eine Herausforderung zu realisieren, dass der Abschied näher rückte und schlussendlich gekommen war. Es war schwer sich einzugestehen, dass die Zeit dort schon zu Ende war. Jeden Morgen bin ich mit Freude zur Arbeit gefahren.

Auch haben sich, wie nebenbei, meine Sprachkenntnisse so verbessert, dass es mir leichter fällt, frei zu sprechen und Konversationen zu führen. Auch fiel mir auf, dass ich mich öfter selbst verbessert habe und generell die Grammatik besser verwendete.

Seit meinem Aufenthalt in Irland fällt es mir auch leichter, auf fremde Leute zuzugehen und sie zum Beispiel nach dem Weg zu fahren. Ich bin nicht mehr so schüchtern wie vorher und habe mich, nach eigenen Erkenntnissen, persönlich sehr viel weiterentwickelt. Das Auslandspraktikum hat mich verändert und mir sehr weitergeholfen.  Für die finanzielle Unterstützung bedanke ich mich herzlich beim Förderverein  unserer Schule.

 

 

Anne Holters, AHR 13 K